3 Gründe, warum dir dein homöopathisches Mittel nicht gefallen wird

Sie haben ein gesundheitliches Problem, für das Sie eine Lösung suchen. Ihre Homöopathin soll Ihnen dabei helfen. Also machen Sie einen Termin ab, bereiten sich vor, sind in freudiger Erwartung. Endlich sollen die Beschwerden und die Schmerzen weniger werden.
Endlich soll die erhoffte Erleichterung eintreten. Bei dem ersten Termin legen Sie die Karten auf den Tisch. Sie erzählen alles bis ins Detail, auch zum Teil sehr private Dinge, und liefern sich somit komplett aus. Sie haben Vertrauen und beantworten die Fragen so gut es Ihnen möglich ist. Das sind alles gute Voraussetzungen für eine erfolgreiche Therapie. Danach ist das Wissen und Fingerspitzengefühl Ihrer Therapeutin gefragt. Sie analysiert, gewichtet und ordnet Symptome. Mögliche Mittel wiegt sie gegeneinander ab, vergleicht, sortiert aus oder nimmt sie in die engere Auswahl. Viele Ansätze werden durchdacht, für wichtig befunden oder für diesen Fall als nebensächlich eingestuft. Und schließlich fällt die Entscheidung auf ein Mittel. Ihr persönliches Mittel! Verheißungsvoll schwebt dieser Gedanke einen Augenblick lang in der Luft, voller Hoffnung auf die ersehnte Erleichterung. Manche Therapeuten und Therapeutinnen geben nicht Preis, um welches Mittel es sich handelt. Ich gehöre nicht zu diesen. Ich sage meinen PatientInnen in der Regel, welches Mittel ich gewählt habe, denn ich setze zwei Dinge voraus: Meine PatientInnen vertrauen a) meinem Urteil und sind b) mündige Menschen, die das Recht haben zu erfahren, was sie einnehmen.  

Was beim Nachforschen über „meine“ Globuli passieren kann:

Dies birgt jedoch auch gewisse Stolpersteine. Denn gerade bei interessierten, mitarbeitenden PatientInnen ist zu beobachten, dass sie gerne nach dem genannten Mittel forschen. Das ist nur zu gut verständlich. Schließlich haben sie sich anvertraut, alles auf eine Karte gesetzt und es geht um ihre Gesundheit. Sie lesen in Ratgebern oder im Internet darüber nach und fragen sich: „Hat das irgendetwas mit mir zu tun?“ Doch Enttäuschung, Unsicherheit und offene Fragen lassen oft  nicht lange auf sich warten. Wie kommt es dazu? Hier zeige ich Ihnen die drei wichtigsten Gründe, warum so eine Nachforschung in den falschen Hals geraten kann:  

1) Die Beschreibung eines homöopathischen Mittels ist kein Horoskop…

…aus dem man sich die Rosinen herauspicken kann. Die Frage „Wie bin ich?“ lässt sich nicht anhand der passenden Arznei beantworten. Dies ist das häufigste Problem, dem ich in diesem Zusammenhang begegne. Wenn man bei einem Mittel z.B. liest: „die Betroffenen sind hinterhältig, eifersüchtig, übellaunig“ und dergleichen, meldet sich schnell der innere Widerstand: „SO BIN ICH DOCH GAR NICHT! Ich bin doch liebevoll und fürsorglich und nachgiebig.“ Wir alle haben ALLES in uns. Waren Sie schon einmal glücklich? Und waren Sie schon einmal traurig? Kennen sie das Gefühl, benachteiligt zu werden und daher ein wenig zwickende Eifersucht zu verspüren? Kennen Sie Wut, Kummer und Liebe? Haben Sie Momente, in denen Sie gerne unter Menschen sind und kommunizieren und dann wieder solche, in denen Sie sich lieber zurückziehen und nicht reden möchten? Sehen Sie, jeder kennt alles davon – mal mehr, mal weniger. Und warum? Weil all diese Gefühle zum Leben dazu gehören. Sie sind menschlich. Beschreibungen homöopathischer Mittel sind oft sehr explizit. Sie gehen ins Extrem, um eine Tendenz zu veranschaulichen und weil die beschriebenen Symptome und ihre Heilung bei verschiedenen Patienten bereits deutlich beobachtet werden konnten. Doch jedes dieser Arzneimittel passt zu vielen, vielen Symptomen, die zu seinem kompletten Mittelbild gehören. Die Beschreibung emotionaler Bedingungen ist nur ein (kleiner) Teil davon und ein homöopathisches Mittel wird in der Regel nicht (nur) nach emotionalen Gesichtspunkten ausgewählt.

2) Viele homöopathische Mittel sind sich sehr ähnlich

Die homöopathische Arzneimittellehre besteht aus vielen hundert gängigen Mitteln und einigen tausend spezielleren Mitteln, welche seltener – bei besonderen Umständen – zum Einsatz kommen.
Die Auswahl des passenden Mittels stellt aufgrund dieser Fülle oft eine Herausforderung dar und lässt sich nicht aus dem Ärmel schütteln. Viele Mittel sind sich sehr ähnlich und müssen gut bekannt sein, um sie auseinanderhalten zu können. Eine fundierte Ausbildung und etwas Erfahrung sind Grundvoraussetzungen, um die Arzneien in gewisser Tiefe zu kennen und gute Erfolge damit zu erzielen.

Sowohl in der Ausbildung als auch später in der gesammelten Erfahrung lernt der Therapeut oder die Therapeutin, welche Symptome wichtig sind, was man suchen muss und was man vernachlässigen kann. Gängige Homöopathieratgeber können die Entscheidung für oder gegen ein Mittel in den seltensten Fällen schlüssig erklären, gerade wenn es um eine chronische Behandlung geht.

3) Charaktereigenschaften sind keine homöopathisch verwertbaren Symptome

Jedes dieser vielen Arzneimittel umfasst wiederum – wie bereits weiter oben erwähnt – hunderte Symptome, die zum vollständigen Mittelbild gehören.

Kein Patient muss alle diese vielen Symptome aufweisen, damit die Mittelwahl dennoch gerechtfertigt ist. Für die passende Verordnung müssen alle beim Patienten vorherrschenden Symptome erfasst werden – körperlich, geistig und seelisch. Was nicht da ist, ist eben nicht da. Deshalb ist das Mittel noch längst nicht verkehrt.

Charaktereigenschaften sind keine Symptome, sondern sie gehören bis zu einem gewissen Grad zu einem Menschen dazu, wie seine Augenfarbe oder sein Lachen. Erst wenn ein Gefühl oder ein Verhalten zum Problem wird oder sehr bezeichnend ist, kann es als Symptom bewertet werden und in die Gesamtbeurteilung des Falles mit einfließen. Nur sehr, sehr selten wird rein nach der emotionalen Essenz, die also die Gemütslage des Patienten beschreibt, verordnet, nämlich dann, wenn ebendiese Gemütslage krankhaft entgleist. Doch die meisten Laien versuchen, sich in eben dieser emotionalen Beschreibung zu finden und sind enttäuscht, wenn sich ihr Selbstbild nicht mit dem beschriebenen Mittelbild deckt.

Zum Beispiel wird Lachesis als eifersüchtig und geschwätzig beschrieben. Na und? 😉 Das gilt für den KRANKHAFTEN emotionalen Bereich der Patienten, denen dieses Mittel helfen kann, nicht für den gesunden, ausgeglichenen. Auch wenn Sie sich nicht so sehen und Sie diese Eigenschaften nicht in gesteigertem Maß aufweisen, kann Lachesis dennoch das genau richtige Mittel für Ihre Zyklusbeschwerden sein und Ihnen so Erleichterung verschaffen. Da dürfen Sie diese unerfreuliche Beschreibung gerne in die Tonne kippen und ignorieren. Verstehen Sie?

 

Und was machen wir jetzt?

Bitte bleiben Sie neugierig! Ich LIEBE Ihr Engagement und schätze es sehr, wenn Sie sich für Homöopathie interessieren und zu lesen und forschen beginnen. Darin sieht man Ihre Verbundenheit zur Materie und Ihren Wunsch, aktiv mitzuarbeiten und eingebunden zu sein. Doch haben Sie auch Vertrauen, verlassen Sie sich auf das fachlich fundierte Urteil Ihrer Therapeutin oder Ihres Therapeuten und stellen Sie alle Fragen, die Sie haben. Jede Frage ist besser, als unausgesprochene Zweifel. Ich wünsche Ihnen, dass Sie die passenden Antworten erhalten und Ihre Begeisterung für diese wundervolle Heilkunst immer größer wird.

 

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